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Tonsalat gantchen progrehm – die Saison 2018

Die Robotergeschichte des Teams "Programming Pirates"

Veröffentlicht am

Der Trip nach Chiang Mai 2018 war einer der geilsten Trips ever. Das hatte tausend Gründe, und einer von denen hatte mit einem von uns zu tun.
 

Zwei von uns hatten nämlich schon 2016 am Weltfinale in Indien teilgenommen, Yannik aber nicht. Wir starteten 2016 in der Regular Elementary, Yannik war da ein Jahr zu alt. Trotzdem gehörte er schon zu den Pirates, zum Beispiel bei unserer Teilnahme an der FLL 2016. Und Yannik begleitete uns auch auf das Deutschlandfinale der WRO nach Ludwigshafen, als mentale Unterstützung. Wir wurden dort tatsächlich Zweite und waren damit qualifiziert für Delhi. Aber Yannik musste zu Hause bleiben. Er war ja zu alt und nicht in unserem Team.
 
Das änderte sich 2017, als wir alle für die Elementaries zu alt waren und in der Junior-Kategorie starten mussten. Yannik war also mit an Bord, aber die Aufgabe in diesem Jahr für uns zu schwer. Wir fuhren da noch mit dem Gyro und hatten zwar einen legendären Bot, jedenfalls in unserer Augen (J), aber keinen gescheiten Linienfolger. Deshalb sind wir auch auf dem Regionalwettbewerb in Schweinfurt ausgeschieden. Einfach sang- und klanglos ausgeschieden.
Überhaupt Schweinfurt. Wir haben bisher jede Saison in Schweinfurt begonnen, in der dortigen Wissenswerkstatt. 2016, beim ersten Mal, kamen wir per Zufall da hin, weil unser Coach uns erst zwei Stunden vor Ablauf der Frist angemeldet hatte und es keine andere Möglichkeit mehr gab. Aber es hat uns in Schweinfurt von Anfang an total gefallen. Das hat viele Gründe. Einer davon: Die Leute da sind einfach unfassbar herzlich. Deshalb sind wir 2017 und 2018 auch wieder nach Schweinfurt gefahren, und das, obwohl wir in Wiesbaden wohnen und uns rechtzeitig angemeldet haben. Schweinfurt ist für uns mit dem Auto knapp 3 Stunden entfernt. Das macht aber gar nichts, denn die Schweinfurter Wissenswerkstatt wurde in den vergangenen drei Jahren zu dem, was sie jetzt für uns ist: zum gefühlten „Home of the Pirates“.
 
Aber 2017 half selbst Schweinfurt nichts. Wir waren einfach nicht gut genug. Ende und Aus. Und deshalb träumten wir 2018 umso mehr von Thailand. Wir wollten da hin, und wir wollten unbedingt, dass auch Yannik an einem Weltfinale teilnimmt.
 
Bekanntlich gehen die meisten Träume nicht in Erfüllung. Wir aber hatten Glück. Unser Traum ging in Erfüllung. In Chiang Mai. Und wie.
 
Den Rest der Saison 2017 hatten wir nämlich gut gearbeitet, wir brauchten ja auch auf keine weiteren Wettbewerbe mehr. Heraus kam dabei ein echt brauchbarer Linienfolger, und wir fühlten uns gut gerüstet.

Dann erschien endlich die Aufgabe 2018 und wir trafen uns im Chaos Computer Club Wiesbaden. Der hatte uns Asyl gewährt (Danke dafür!), nachdem uns die Räume unserer angestammten Grundschule nicht mehr zur Verfügung standen. Und da, im CCC, ging alles ganz schnell. Anders als im Jahr davor hatten wir in Windeseile: ein Konzept, einen ganz einfachen Bot und ein gar nicht kompliziertes Programm. Alles passte zusammen, alle Probleme ließen sich lösen, und so waren wir Mitte März fertig. Der Bot, den wir gebaut hatten, war da zwar noch nicht ganz zuverlässig. Aber wir hatten ja noch Zeit. Und er war echt schnell.
 
Dann kam Schweinfurt, Regionalwettbewerb, und uns gelangen drei perfekte Läufe. Wir hatten gewonnen, in unserem Home gewonnen! Und das auch noch in einer Klasse-Zeit. Besser konnte es nicht kommen. Also konnte das Deutschlandfinale in Passau kommen.
 
Und Passau kam. Wir mieteten uns ein in einem kleinen, echt bayrischen Hotel, 20km vor Passau, in einem Dorf, und wir hatten da eine eigene Etage als Apartment nur für uns. Das war großartig. Wir waren nach Passau gekommen mit dem Ziel, uns zu qualifizieren. Der Platz war uns egal. Hauptsache einer von 1 bis 4. Wir fuhren deshalb nicht volles Risiko, unser Bot sollte vor allem sicher sein, und das war er dann auch. Wir belegten den zweiten Platz. Und das hieß: qualifiziert für das Weltfinale! Vor allem aber war Yannik qualifiziert für das Weltfinale; wir hatten das Gefühl, dass er es am meisten von uns verdiente, weil er so lange darauf gewartet hatte.
 
Die Zeit nach dem Deutschlandfinale und vor dem Weltfinale war dann "leider" nur geil. Wir haben den Bot optimiert, wir hatten viel Zeit für das Design, und wir sind noch mal 12 Sekunden schneller geworden. Unfassbar für uns.
Ja, und dann kam: Chiang Mai. Wir waren insgesamt 9 Tage in Thailand. 2 davon in Bangkok, 7 in Chiang Mai. Das Land selbst war unser nächster Traum. Das Klima! Die Menschen wahnsinnig busy, die vielen Klöster, die roten Gruppen-Taxis, und ... das Essen. Draußen essen, bei Nacht, es ist schön warm, und das Essen selbst: krass lecker. Großartig. Das war einfach nur schön da.
An den Tagen vor dem Wettbewerb waren wir tourimäßig unterwegs. Stadtbesichtigung, Klöster und noch mehr Klöster, Essen und noch besseres Essen, der Abendmarkt. An einem Tag sind wir mit einem Fahrer in den Norden fahren, zu einer Höhle mit einem goldenen Buddha und zu einem Wasserfall im Urwald. Da haben wir gebadet, sind dann nach Hause, irgendwo vor Chiang Mai dann so ein riesiger Markt mit wieder leckerem Essen. – So vergingen die Tage.
Dann schließlich der Wettbewerb. Natürlich wollten wir auch gut sein, klar. Schließlich ist das Weltfinale der Abschluss der Saison und damit auch der Höhepunkt. – Aber das ist nicht alles. Das Beste sind die Teams aus den anderen Ländern. Die Halle war riesengroß, es waren viele tausend Menschen drin, sehr sehr viele Leute von der Orga und gefühlt noch mehr Judges. Und sie kamen alle irgendwoher, nur nicht aus Deutschland. Wir haben Bekanntschaft geschlossen mit einem Team aus Italien, einem aus dem Libanon und einem aus Südafrika. Und dann war da noch dieser Schiri aus Canada, der Oberschiri in unserer Reihe. Zwei von uns bekamen nämlich tierisch Hunger und fragten deshalb den Schiri, ob sie unseren Coach bitten durften, nach Pizza Ausschau zu halten. Das klappte. Und als dann unser Coach tatsächlich mit Pizza ankam, aber natürlich nicht in die Wettbewerbszone durfte, da fragte derselbe Schiri, ob er denn den Pizza-Boy spielen solle. Wir bejahten das, und er tat es dann wirklich. Wir kennen seinen Namen nicht, aber er war echt cool.
 
Dann hatten wir auch noch Glück und noch mal Glück. Am Anfang eines jeden der drei Tage klappte nämlich nichts. Entweder waren wir zu aufgeregt und bekamen deshalb nichts gebacken. Oder der Mindstorms-Stein verabschiedete sich 5 Minuten vor Abgabe des Bots, und wir mussten ihn gegen einen neuen austauschen. Mit Schiri-Erlaubnis natürlich, aber mit dem ganzen Drum und Dran hat das wirklich lange gedauert. Wir haben dennoch an den beiden Wettkampftagen zwei von fünf Läufen perfekt hingekriegt. Am Ende belegten wir den 13. Platz bei den Juniors und waren damit mehr als zufrieden. Der Wettkampf lief für uns in seiner Dramatik und im Ergebnis supergut.

Am besten war der letzte Tag des Wettkampfs. Vor dem letzten Lauf konnten wir uns weder groß verschlechtern noch groß verbessern. Zeit also, die deutschen Teams anzufeuern, bei denen es noch um was ging, oder mit den Leuten aus den anderen Teams zu sprechen. Drei aus anderen Teams kamen vorbei und wollten mit uns Jacken tauschen. Jetzt haben wir keine Deutschland-Jacken mehr, dafür aber eine aus Russland, eine aus Malaysia und eine aus Taiwan.
Natürlich haben wir am Abend des letzten Wettkampftages ein bisschen gefeiert, in einem dieser Restaurants mit den Hot Pots, wo mein sein Essen selber kochen muss auf Grillkohle in Blumentöpfen. Und natürlich waren wir ziemlich fertig, als wir am nächsten Tag im Flieger nach Hause saßen. Aber das gehört eben auch dazu. – Das war’s. Aber da sind ...
 
... noch drei Dinge: Erstens. Einer von uns hatte auf dem Markt nördlich von Chiang Mai einen Kreislaufzusammenbruch. Nichts schlimmes, Überanstrengung, Jet-Lag, Aufregung, Übermüdung. Als es ihm da draußen so schlecht ging und er mehr lag als saß, kamen ihm mehrere thailändische Frauen mit Riechfläschchen zu Hilfe. Kommunikation war dabei weder möglich noch nötig. Als eine der Frauen sah, dass es ihm wieder besser geht, hat sie ihr Riechfläschchen einfach dagelassen und verschwand, ohne irgendetwas zu sagen oder von uns zu erwarten. – Das war eine sehr, sehr liebe Geste. Wir haben das Fläschchen immer noch. Thailand ist wunderbar.
 
Zweitens, Schweinfurt: 2019 sind wir für die Regular Juniors zu alt und müssen in den Seniors starten. In Schweinfurt können aber keine Seniors antreten. Wir fahren jetzt zum Regionalwettbewerb nach Köln. Auch, weil Köln eine tolle Stadt ist. Doch bei allem gebührenden Respekt vor Köln. Wir würden viel lieber wieder nach Schweinfurt fahren.
 
Und drittens fehlt natürlich noch die Erklärung für „Tonsalat gantchen progrehm“. Die geht so: Wir gehen nie ohne einen Schlachtruf in eine WRO-Saison. Mit diesem Schlachtruf beenden wir unsere wöchentlichen Meetings. Und wir starten mit dem Schlachtruf in einen Wettkampf. Der Schlachtruf 2018 lautete „Tonsalat gantchen progrehm“. Das heißt auf Englisch: „Programming Pirates“. Jedenfalls spuckt Google das aus, wenn man nach der Übersetzung von „Programming Pirates“ ins Thailändische fragt. Und die Programming Pirates – das sind wir.
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